Wo komm ich her, was erfüllt mich sehr: Mein Weg zur Stimme

von Ann Vielhaben (Kommentare: 0)

In: Persönliches

Blick bei Dämmerlicht auf Ann Vielhaben vor geöffnetem Fenster

Ich bin ein „Kassetten­kind“… ja, das auch. Aber vor allem bin ich musisch aufgewachsen: Ich besuchte die Ballett­schule und spielte Klavier – allein und mit Klavier­partnerin. Beim Konzert der Kinder in der Hamburger Musik­halle spielten wir sogar Brahms’ Ungarische Tänze, und im Wettbewerb an zwei Klavieren Lutosławskis Paganini-Variationen.

Leidenschaftlich gern begleitete ich Sänger:innen bei „Jugend musiziert“ und in Seminaren für junge Stimmen und ihre Begleiter:innen. Ich hatte öffentliche Auftritte in Begleitung eines Cellisten. Als Heran­wachsende machte ich selbst eine Vokal­ausbildung und begann schließlich mein Gesangs­studium bei Professor Peter Ziethen in Münster.

Ach ja – immer wieder war ich in der Hamburgischen Staats­oper. Welch ein Glück hatte ich, als mir ein älterer Herr die zweite Karte neben sich in der vierten Reihe abgeben wollte, weil seine Partnerin erkrankt war – und ich, die Abitu­rientin, unbedingt Thomas Hampson erleben wollte. Stammgast war ich auch in der Hamburger Musik­halle, um Jessye Norman, Barbara Bonney oder Dimitri Hvorostovsky zu hören, und im Thalia Theater, um Katharina Matz, Jens Harzer oder Hans-Christian Rudolph zu lauschen.

Es folgte mein Studium der Historischen Musik­wissen­schaften und Phonetik an der Universität Hamburg. Parallel dazu nahm ich heimlich Schauspiel­training. Das musste ich im Stillen erkunden, denn wenn die eigene Mutter Opern­sängerin ist, hat sie eine sehr spezifische Meinung zur singenden Tochter. Ich war noch längst nicht so weit, in die große Welt zu ziehen und den Gesang auf meine Weise zu erforschen. Und was machst du mit dem Lampen­fieber, Kind?

Ich sprach an verschiedenen Theater­hoch­schulen vor, darunter an der Ernst Busch in Berlin und an der Folkwang Hoch­schule in Essen. Schließlich begann ich mein Schauspiel­studium in Hamburg bei Hildburg Frese. Ich wollte meinen eigenen Weg finden, mich bis ins letzte versponnene Körnchen kennen­lernen und möglichst schnell in die faszinierende Welt großer und kleiner Charaktere eintauchen.

Die Studien­zeit war eine befreiende Phase, ein Ausloten der eigenen Möglich­keiten, Wünsche und Träume. Ich habe eine sehr ernste, wissende, gläubige Seite – und eine verspielte, freie, clowneske, keine Grenzen kennende.

Meine ersten Jahre als ausgebildete Schau­spielerin spielte ich Theater, hatte Proben und Vor­stellungen en suite und ging zu Vor­sprechen von Baden-Baden bis Greifswald. Heute denke ich: Ich hätte mich lieber noch mehr abgespielt, die Seele im Theater weiter erkundet und dieses Wechsel­spiel mit dem Publikum noch tiefer gefürchtet und genossen.

Ich hatte eigene Ensembles, erarbeitete freie Texte für Produk­tionen im Museums- und Film­bereich, schrieb Moderationen und moderierte live in der Hamburger Musik­halle. Bei der Hörwerft und im Mixwerk sammelte ich wertvolle Erfahrungen mit der wirtschaftlichen und unternehmerischen Seite. Podcasts und vielerlei journa­listische Ergüsse wollten mich formen – und damit kam auch ein tiefes Verständnis für meinen Vater, der kauf­männisch und welt­männisch durchs Leben ging.

Mit Ende 20 blickte ich auf eine fundierte Aus- und Weiter­bildung und immer mehr Berufs- und Lebens­erfahrung. Über die letzten 20 Jahre verfeinerten sich mein Sprach­gefühl und meine Text­sicherheit.

So wurde aus mir mein eigenes Ich: Bilder im Kopf, Gefühle im Bauch – und das große Verlangen, Botschaften zu trans­portieren. Mit Leiden­schaft und Perfek­tion.

Was ich mag: mich von Herzen freuen, im Moment sein, mich mit großer Energie in etwas hinein­knien, Geschichten hören und erzählen, in Rollen aufgehen, Musik – vor allem Vokal­musik. Am Meer sein, Wind und Gezeiten spüren, in den Bergen wandern. Gutes Essen, Bewegung, Stille, Zuhören. Dinge auf den Punkt bringen.

 

Häufige Fragen zu meinem Weg als Sprecherin

Wie bist du zur Sprecherin geworden?

Über eine musische Kindheit, Gesangs­studium, Schauspiel­ausbildung und viele Jahre Arbeit mit Sprache.

Was prägt deine Stimme besonders?

Die Verbindung aus Musik­gefühl, Rollen­arbeit und einem tiefen Blick auf Sprache und Figuren.

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