Plattdeutsch im Studio? Warum genau das manchmal den Unterschied macht

von Ann Vielhaben (Kommentare: 0)

In: Hörspiel, Persönliches, Werbung

Dialekt ist kein Makel – sondern ein Mehrwert, wenn man ihn gezielt einsetzen kann.

Heimat klingt nicht wie aus dem Studio

Wenn wir von Heimat sprechen, meinen wir oft einen Ort.
Für mich ist Heimat aber auch ein Klang. Eine Sprach­melodie.
Und in meinem Fall ist dieser Klang nicht genormt, nicht glattg­ezogen, nicht „sendefähig“ im klassischen Sinn – sondern erdig, ehrlich und eigen:
Plattdeutsch oer Plattdüütsch.

Drift vun Harten sozuagen.

In Nord­deutschland aufgewachsen, war Platt für mich nie „eine Sprache“ im technischen Sinne – sondern eine Art, zu denken, zu erzählen, zu fühlen.
Und zugegeben: Ich musste es mir für diesen Post ein bisschen wieder an­trainieren.
Aber das zeigt nur eines: Sprache verlernt man nicht. Sie versteckt sich bloß.
Und sie kommt zurück, wenn man sie lässt.

Dialekte tragen Identität

Dialekte sind mehr als regionale Spiel­arten.
Sie sind Stimmen von Zu­gehörigkeit. Sie erzählen, ohne es zu sagen, von Kindheit, von Milieu, von Erfahrung.
Dialekte sind individuell. Unperfekt. Echt.

Und genau deshalb liebe ich sie auch als Sprecherin.
Denn in einer Welt, in der alles gleich klingt –
braucht es manchmal genau diese Un­angepasstheit, um beim Hörer etwas auszulösen.

Ich durfte bereits für Hörspielprojekte eine Figur mit nord­deutschem Einschlag sprechen – und das Feedback war eindeutig:
„Das war nicht gespielt. Das war gefühlt.“

Bei Hörbuch-Charakteren von der Nordsee[–]küste kann ich mir natürlich auch eine feine Note Dialekt gönnen. Immer natürlich, indem ich dem Werk und der Intention des Autors diene.

Was KI (noch) nicht kann

Wir leben in einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz Stimmen erzeugen kann, die be­eindruckend klingen. Schnell, sauber, skalierbar.
Aber: KI spricht keine Dialekte.
Nicht wirklich. Nicht lebendig.

Sie kann sie simulieren – vielleicht.
Aber sie lebt sie nicht.
Sie kennt keine Kindheit mit Gummi­stiefeln im Graben, keine „Kaffeetied“ bei Oma, keinen nord­eutschen Halbsatz, der mehr bedeutet als drei Seiten Drehbuch.

Genau hier beginnt der Raum, in dem echte Stimmen unverzichtbar bleiben.
Wo Authentizität zählt. Wo Klang Vertrauen schafft. Wo Identität hörbar wird.

 

Heimat darf ins Mikro

Ich bin Sprecherin mit vielen Facetten. Ich liebe Sprach­präzision, klaren Klang, perfekte Betonung.
Aber ich liebe auch die kleinen Risse.
Die Melodien, die nicht aus dem Lehrbuch kommen.
Die Sätze, die nach Fischkutter, Büsum und Familienfest klingen.

Und manchmal – darf genau das auch ins Mikro.

🎧 Wenn du magst, hör gern mal rein.
Vielleicht passt ja auch in deine Produktion ein Hauch von Heimat.

Ich bringe ihn mit – authentisch, professionell und mit Herz.

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