Der Unterschied zwischen Hören und Zuhören – warum echte Aufmerksamkeit zählt
Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Zuhören und Hören?
Hören ist die passive Art, wie wir einen Klang wahrnehmen, während Zuhören die aktive Art ist. Beide Fähigkeiten werden benötigt, um unseren stimmlichen Output zu meistern. Wenn wir an unserer Sprechtechnik arbeiten, besonders vor und mit dem Mikrofon, können wir durch Zuhören differenzierter sprechen.
Sind wir hingegen zu sehr auf das Gehörte fixiert, verkrampfen oft Körper und Atemsystem. Das führt schnell dazu, dass wir uns selbst gegenüber übermäßig kritisch werden.
Viel wichtiger ist es insofern, den Klang zu fühlen, anstatt sich selbst zuzuhören. Zeit zum Zuhören ist im Nachhinein immer noch gegeben – dann kann das Gefühlte mit dem Hörbaren abgeglichen und ausgewertet werden.
Eine gute Übung für aktives Hören ist, eine Aufnahme aus Ihrem Unterricht, Ihren Übungen oder Auftritten abzuhören. Im Nachhinein eine Rede zu analysieren, ist sehr konstruktiv: Es wird deutlich, ob Ihre Gedanken stimmlich getragen werden und ob die Botschaft wirklich rezipierbar ist. Häufig denkt man eher an das, was man sagen möchte, anstatt genau auf das zu antworten, was das Gegenüber erfragt.
Auch lässt sich leicht erkennen, ob die angewandte Sprechtechnik und der Sprachrhythmus sich überträgt.
Im Umkehrschluss sollte man also verstehen, wie wichtig es ist, den inneren Kritiker während des Sprechens – und auch während eines Vortrags – immer mal wieder auszuschalten.
"Einer der Gründe, warum man in der Konversation so selten verständige und angenehme Partner findet, ist, dass es kaum jemanden gibt, der nicht lieber an das dächte, was er sagen will, als genau auf das zu antworten, was man zu ihm sagt. Die Feinsten und Gefälligsten begnügen sich damit, während man es ihrem Auge und Ausdruck ansehen kann, dass ihre Gedanken nicht bei unserer Rede sind, sondern sich eifrig mit dem beschäftigen, was sie sagen wollen. Sie sollten bedenken, dass es ein schlechtes Mittel ist, anderen zu gefallen oder sie zu gewinnen, wenn man sich selbst so sehr zu gefallen sucht, und dass die Kunst, gut zuzuhören und treffend zu antworten, die allerhöchste ist, die man im Gespräch zeigen kann."
Zitat von Francois de la Rochefoucauld (1613 - 1680), französischer Offizier, Diplomat und Schriftsteller
Das aktive Zuhören geschieht in vier Schritten:
1. Wahrnehmung
Zunächst ist es die Wahrnehmung – und zwar selektiv, denn wir sind gar nicht in der Lage, auf alle Informationen, Reize und Eindrücke gleichzeitig einzugehen. Blickkontakt ist dabei entscheidend und im persönlichen Austausch leicht herzustellen. Bei einem Podcast kann das auch die konkrete Vorstellung eines Gegenübers sein, an den man seine Botschaft richtet.
2. Verstehen
Im Anschluss setzt das Verstehen ein: Beim Verstehen wird das Gehörte aufgefasst und – schönes Wortspiel – begriffen. Missverständnisse entstehen zum Beispiel, wenn Sender und Empfänger Begriffe unterschiedlich definieren.
3. Wertung
Es folgt die Wertung: Meist bewerten wir, was wir gehört und verstanden haben. Nachfragen und Feedback helfen, Missverständnissen vorzubeugen und Aussagen besser zu dechiffrieren.
4. Reaktion
Abschließend folgt die Reaktion. Sie lässt sich aufsplitten in verbale und nonverbale Reaktionen, etwa Kopfnicken oder Blickkontakt.
Praktische Tipps fürs aktive Zuhören
Aktives Zuhören ist erlernbar. Dabei müssen Aussagen des Gesprächspartners nicht wortwörtlich wiederholt werden. Oft reicht ein kurzes Spiegeln:
„Habe ich richtig verstanden, dass …?“
So merkt das Gegenüber: Ich bin wirklich da.
Wer erlebt, dass das Gehörte zusammengefasst werden kann, fühlt sich verstanden – und öffnet sich leichter.
Ein paar praktische Impulse:
- Geduld und Präsenz üben: Nicht unterbrechen, nicht schon die eigene Antwort planen. Erst wirklich ankommen lassen, was gesagt wird.
- Offene Fragen stellen: Sie vertiefen das Gespräch und zeigen echtes Interesse.
- Körpersprache nutzen: Nicken, Lächeln, Blickkontakt – kleine Signale mit großer Wirkung.
- Nachklingen lassen: Nach einem Gespräch kurz innehalten: Was habe ich gehört? Was habe ich verstanden? Was nehme ich mit?
Zusammengefasst:
Wer redet, sät.
Wer hört, erntet.
Sprichwort aus Argentinien.
Zuhören ist eine Kunst, die sich üben und verfeinern lässt. Es ist ein essenzieller Teil guter Kommunikation – und hilft, Missverständnisse zu vermeiden und echte Verbindung entstehen zu lassen.
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