Der Unterschied zwischen Hören und Zuhören – warum echte Aufmerksamkeit zählt

von Ann Vielhaben (Kommentare: 0)

In: Techniken

Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Zuhören und Hören?

Steinskulptur eines in die Ferne horchenden, älteren Mannes

Hören ist die passive Art, wie wir einen Klang wahr­nehmen, während Zuhören die aktive Art ist. Beide Fähig­keiten werden benötigt, um unseren stimm­lichen Output zu meistern. Wenn wir an unserer Sprech­technik arbeiten, besonders vor und mit dem Mikro­fon, können wir durch Zuhören differen­zierter sprechen.

Sind wir hingegen zu sehr auf das Gehörte fixiert, verkrampfen oft Körper und Atem­system. Das führt schnell dazu, dass wir uns selbst gegenüber übermäßig kritisch werden.

Viel wichtiger ist es insofern, den Klang zu fühlen, anstatt sich selbst zu­zuhören. Zeit zum Zuhören ist im Nach­hinein immer noch gegeben – dann kann das Gefühlte mit dem Hörbaren abgeglichen und ausge­wertet werden.

Eine gute Übung für aktives Hören ist, eine Aufnahme aus Ihrem Unter­richt, Ihren Übungen oder Auftritten abzu­hören. Im Nach­hinein eine Rede zu analy­sieren, ist sehr konstruktiv: Es wird deutlich, ob Ihre Gedanken stimmlich getragen werden und ob die Botschaft wirklich rezi­pierbar ist. Häufig denkt man eher an das, was man sagen möchte, anstatt genau auf das zu antworten, was das Gegenüber erfragt.

Auch lässt sich leicht erkennen, ob die ange­wandte Sprech­technik und der Sprach­rhythmus sich überträgt.

Im Umkehr­schluss sollte man also verstehen, wie wichtig es ist, den inneren Kritiker während des Sprechens – und auch während eines Vortrags – immer mal wieder auszu­schalten.

 

"Einer der Gründe, warum man in der Konversation so selten verständige und angenehme Partner findet, ist, dass es kaum jemanden gibt, der nicht lieber an das dächte, was er sagen will, als genau auf das zu antworten, was man zu ihm sagt. Die Feinsten und Gefälligsten begnügen sich damit, während man es ihrem Auge und Ausdruck ansehen kann, dass ihre Gedanken nicht bei unserer Rede sind, sondern sich eifrig mit dem beschäftigen, was sie sagen wollen. Sie sollten bedenken, dass es ein schlechtes Mittel ist, anderen zu gefallen oder sie zu gewinnen, wenn man sich selbst so sehr zu gefallen sucht, und dass die Kunst, gut zuzuhören und treffend zu antworten, die allerhöchste ist, die man im Gespräch zeigen kann."

Zitat von Francois de la Roche­foucauld (1613 - 1680), französischer Offizier, Diplomat und Schriftsteller

 

Das aktive Zuhören geschieht in vier Schritten:

1. Wahr­nehmung

Zunächst ist es die Wahr­nehmung – und zwar selektiv, denn wir sind gar nicht in der Lage, auf alle Infor­mationen, Reize und Eindrücke gleich­zeitig einzu­gehen. Blick­kontakt ist dabei entscheidend und im persön­lichen Austausch leicht herzu­stellen. Bei einem Podcast kann das auch die konkrete Vor­stellung eines Gegenübers sein, an den man seine Botschaft richtet.

2. Verstehen

Im Anschluss setzt das Verstehen ein: Beim Verstehen wird das Gehörte aufge­fasst und – schönes Wortspiel – begriffen. Miss­verständnisse entstehen zum Beispiel, wenn Sender und Empfänger Begriffe unter­schiedlich definieren.

3. Wertung

Es folgt die Wertung: Meist bewerten wir, was wir gehört und verstanden haben. Nach­fragen und Feedback helfen, Miss­verständnissen vorzu­beugen und Aussagen besser zu dechif­frieren.

4. Reaktion

Abschließend folgt die Reaktion. Sie lässt sich aufsplitten in verbale und non­verbale Reaktionen, etwa Kopf­nicken oder Blick­kontakt.

Praktische Tipps fürs aktive Zuhören

Aktives Zuhören ist erlernbar. Dabei müssen Aussagen des Gesprächs­partners nicht wortwörtlich wiederholt werden. Oft reicht ein kurzes Spiegeln:
„Habe ich richtig verstanden, dass …?“
So merkt das Gegenüber: Ich bin wirklich da.

Wer erlebt, dass das Gehörte zusammen­gefasst werden kann, fühlt sich verstanden – und öffnet sich leichter.

Ein paar praktische Impulse:

  • Geduld und Präsenz üben: Nicht unterbrechen, nicht schon die eigene Antwort planen. Erst wirklich ankommen lassen, was gesagt wird.
  • Offene Fragen stellen: Sie vertiefen das Gespräch und zeigen echtes Interesse.
  • Körper­sprache nutzen: Nicken, Lächeln, Blick­kontakt – kleine Signale mit großer Wirkung.
  • Nach­klingen lassen: Nach einem Gespräch kurz inne­halten: Was habe ich gehört? Was habe ich verstanden? Was nehme ich mit?

Zusammen­gefasst:

Wer redet, sät.
Wer hört, erntet.

Sprichwort aus Argen­ti­nien.

Zuhören ist eine Kunst, die sich üben und verfeinern lässt. Es ist ein essen­zieller Teil guter Kommu­nikation – und hilft, Miss­verständnisse zu vermeiden und echte Verbin­dung entstehen zu lassen.

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